Genetische Erkrankungen

Demodikose

Die Demodikose ist eine parasitäre Hauterkrankung, der eine exzessive Vermehrung von Demodexmilben zugrunde liegt. Demodexmilben gehören zur normalen Hautfauna behaarter Säugetiere und des Menschen. Sie kommen artspezifisch in meist jeweils zwei bis drei Unterarten vor. Unbehaarte Meeressäuger wie Seehunde, Wale oder Delphine weisen keine eigenen Demodexmilben auf.

Der Lebensraum von Demodex canis, der wichtigsten Demodexmilbe des Hundes, sind vor allem die Haarfollikel (= Haarbälge, deshalb auch die Bezeichnung „Haarbalgmilbe“) sowie Talg- und apokrine Schweißdrüsen.



Haarbälge

a)gesunde Haarbälge, b) Demodex-Milben

a) `gesunde` Haarbälge, rechts Talgdrüse
b) Demodex-Milben in den Haarbälgen
c) Haare sind im Bereich der Haarbälge zerstört, es bildet sich ein kleiner Propf (Komedonenbildung), bakterielle Überbesiedlung
d)Schwere, sekundäre bakterielle Infektion mit entzündlichen Veränderungen auch des die Haarbälge umgebenden Gewebes

Die Pathogenese der Erkrankung ist sehr komplex. Beim Menschen konnte mittlerweile eine Beziehung zwischen dem Vorliegen bzw. Nichtvorliegen bestimmter Leukozytenantigene (human leucoyte antigenes, sog. Histokompatibilitätsantigene) und einer Erkrankung an Demodikose nachgewiesen werden. Beim Hund fehlen bisher entsprechende Untersuchungsergebnisse.

Bei der hereditären (erblichen) generalisierten Demodikose des Hundes vermutet man seit einigen Jahren einen spezifischen, ausschließlich auf die Kontrolle der Demodexmilben beschränkten und nicht näher spezifizierten Defekt von T-Lymphozyten und erklärt damit auch die Prädisposition für diese Erkrankung bei bestimmten Rassen und das familiär gehäufte Auftreten.

Demodexmilben

Demodexmilben

Welche Hautveränderungen sind bei Demodikose durch Demodex canis typisch?

Durch eine übermäßige Vermehrung dieser Milbe in den Haarfollikeln (wo die Haare gebildet werden), kommt es zu haarlosen Hautbezirken. Häufig weisen diese Hautbezirke eine Rötung der Haut (Erythem) und Schuppenbildung auf. Die betroffenen Stellen sind scharf begrenzt oder weisen diffuse Ränder auf. In vielen Fällen kommt es zu bakteriellen Sekundärinfektionen mit Pustel- und Krustenbildung sowie unterschiedlich starkem Juckreiz.



Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose einer Demodikose aufgrund von Demodex canis wird in aller Regel über eine mikroskopische Untersuchung von tiefen Hautgeschabseln gestellt. Diese Geschabsel werden mittels einer Skalpellklinge gewonnen, auf welche zum besseren Halt des zu gewinnenden Materials zunächst ein Tropfen Paraffinöl aufgetragen wird. Unmittelbar nach der Entnahme wird das Material auf Objektträger verbracht, mit Deckgläschen abgedeckt und bei 100facher Vergrößerung mikroskopisch untersucht.

Bei manchen Rassen, z.B. dem Shar-Pei, und bei bestimmten Lokalisationen der Hautveränderungen, z.B. an den Pfoten, sowie bei entzündungsbedingt chronisch verdickter Haut kann der Milbennachweis durch Geschabsel trotz korrekter Entnahmetechnik falsch-negativ ausfallen. In solchen Fällen sollten bei Verdacht auf Demodikose Hautbiopsien (Gewebeproben) entnommen und auf Demodexmilben untersucht werden.

Eine weitere nur im positiven Fall beweisende diagnostische Methode stellt die mikroskopische Untersuchung ausgezupfter Haare dar, an deren Wurzeln häufig Demodexmilben oder deren Eier nachweisbar sind.

Im Gegensatz zur Sarkoptesräude ist der mikroskopische Nachweis einer einzelnen toten Demodexmilbe nicht ausreichend für die Diagnose „Demodikose“. Hierfür sind mehrere lebende Milben, am besten mit Jugendstadien, erforderlich.
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